Was ist JabJab.de, Was ist Jabber?
Dazu ein Ausschnitt aus
Wikipedia:
Jabber (englisch: (daher-)plappern) ist eine quelloffene Alternative zu proprietären Instant-Messaging-Netzwerken.
Dabei werden in diesem Bereich gängige Funktionen wie Nachrichtenübermittlung, Konferenzen mit mehreren Benutzern, Anzeigen des Online-Status, Datei-Übertragungen und viele weitere Dienste unterstützt. Wesentliche Merkmale von Jabber sind die verteilte, dezentrale Struktur und die Verwendung von XML-Protokollen zum Datenaustausch. Außerdem erlaubt Jabber über sogenannte 'Transports' die Kommunikation mit Benutzern, die in proprietären Netzwerken wie ICQ oder MSN angemeldet sind.
Das Jabber-Projekt wurde Anfang 1998 von Jeremie Miller gestartet. Die erste öffentlich freigegebene größere Version erschien im Mai 2000.
Hauptbestandteil des Projekts ist das Jabber-Protokoll. Auch wurden realisiert: jabberd, eine Server-Software, mit der sich Jabber-Clients verbinden können, um zu chatten. So kann beispielsweise ein privates Jabber-Netzwerk hinter einer Firewall aufgebaut werden, oder man kann sich am weltweiten Jabber-Netzwerk beteiligen.
JabJab.de ist ein deutschsprachiger Jabber Server, der aus reiner Experimentierlust mit den verschiedenen Jabber-Eigenschaften entstanden ist ;-). Wer weiss, was noch alles kommt.
Nun aber genug geredet, viel Spass beim chatten!
JabJab wird 15 Jahre!
Am 29.08.2005 fiel hier der Startschuss. Zumindest wurde dann die Domain jabjab.de registriert. Ich weiß nicht mehr wie, aber ohne Werbung kamen schnell die ersten User.
Zeit mal darüber nachzudenken, was seitdem alles passiert ist. Eins vorweg: Ich rede hier immer von Jabber, obwohl seit Jahren XMPP die korrekte Bezeichnung wäre. Mit dem Begriff
habe ich mich aber nie anfreunden können. xmxm.de hätte sich auch komisch angehört ;-).
Die Anzahl an deutschsprachigen Jabber-Servern war vor 15 Jahren noch recht überschaubar. Ich erinnere mich an
charente.de, was dann später zu
amessage.de wurde.
Swissjabber gab es auch schon,
jetzt nicht mehr.
draugr.de kam kurz danach. Kürzlich hatte ich einen netten Chat mit einem der Admins von
Hot-Chilli.
Die sind ein halbes Jahr älter, als der Server hier. Den Server hier gibt es, weil mir bei allen immer irgendein Feature gefehlt hat, ich nicht selbst administrieren durfte und
weil ich dachte: "Du kannst das eh besser!" ;-).
Die Domain jabber.de war damals übrigens noch frei, aber irgendwie fühlte es sich nicht richtig an, die zu registrieren. So wurde es dann jabjab.de.
Auf den Namen kam ich wegen der
Außerirdischen der Sesamstraße (Jib jib jib jib).
In den 15 Jahren habe ich eine große Zahl an Hostern benutzt. Als positive Beispiele fallen mir
Manitu und jetzt aktuell
Hetzner
ein. Als großes negatives Beispiel Euserv aus den ersten Jahren. Die hatten damals eine USV, aber nur für ihre eigenen Geräte. Da kam es häufig zu Stromausfällen.
An Software habe ich auch so einiges durch. jabberd14, jabberd2, openfire und am längsten jetzt
ejabberd. Transports und Gateways zu anderen Messengern waren mir auch immer wichtig.
aim-transport von jabberstudio.org, pyaim-t, pyicq-t, Transports für MSN und Yahoo. Bis auf ICQ alles Dienste, die es nicht mehr gibt. Für openfire gab es dann irgendwann Kraken von Daniel Henninger. Erst als externes Plugin,
später dann offiziell im Repository von
Ignite Realtime.
Für ejabberd setze ich Spectrum2 ein und die aktuell am häufigsten genutzten Transports sind Telegram, Facebook und Skype. Ein Transport für WhatsApp hatte ich auch mal. Das hat aber mehr schlecht als recht funktioniert.
So wie AIM und ICQ damals, sorgt heute Facebook mit Protokolländerungen dafür, dass Fremdclients nicht sauber am eigenen Dienst arbeiten.
Eine Zeit lang, konnte man hier seine Jabber-ID (JID) auch als E-Mail-Adresse nutzen. Dann gab es eine Gesetzesänderung in Deutschland, durch die im Zweifel der E-Mail-Verkehr an Strafverfolgungsbehörden ausgeleitet
werden können muss. Die Berichterstattung darüber und die daraus entstehende Unsicherheit, was ich wie, wann und ob überhaupt an E-Mails ausleiten muss hat dazu geführt, dass der Service eingestampft wurde.
Im Juni 2019 urteilte der Europäische Gerichtshof dann, dass dieses Gesetz nicht für E-Mail-Anbieter gilt. Mal gucken, ob ich das doch wieder einführe.
Um 2008, kamen zwei Jungs zu JabJab, die das Jabberwiki bzw. Jabberforum aufgebaut und gepflegt haben. Die Artikel waren so gut, dass im XMPP Artikel von Wikipedia darauf
verwiesen wurde. Leider ist der Kontakt irgendwann abgebrochen. Das Wiki verwaiste daraufhin und später habe ich es dann ganz abgeschaltet. Die Namen der beiden fallen mir nicht mehr ein, aber wenn ihr das hier lest: Herzlichen Dank
für eure Arbeit!
Während am Anfang Jabber noch beliebt war, weil man mehrere Messenger in einem Client hatte, wurden irgendwann AIM, ICQ immer unbeliebter und machten Platz für Facebook, WhatsApp und andere Dienste. Diese waren wesentlich
benutzerfreundlicher und boten mehr Funktionen. Chatten war nicht mehr kompliziert oder ausschließlich etwas für Nerds und Computerfreaks.
Das merkte ich dann auch hier auf dem Server. Die Benutzer wurden ab 2010 weniger und ich verlor etwas die Lust am Projekt. Die Webseite bestand auch nur noch aus einem einfachen Wordpress. Ein weiterer großer Nachteil von
Jabber: Apps auf Smartphones waren das neue Ding. Aber Apps für Jabber waren schlecht oder gar nicht erst verfügbar. Von der übermäßigen Nutzung des Akkus mal abgesehen. Schließlich musste im Hintergrund immer die Verbindung
gehalten werden.
In den letzten Jahren haben dann aber zwei Personen Jabber nochmal einen Schub verpasst: Zum einen Edward Snowden, der viele Menschen vorsichtiger werden lies. Weil WhatsApp und Facebook nicht verschlüsselten, wurde Jabber wieder
interessant, denn hier gab es mit OTR wenigstens eine rudimentäre Ende-zu-Ende Verschlüsselung. Kleiner Seitenhieb: Der CCC hat bis mindestens 2007 seine
Passwörter von jabber.ccc.de noch unverschlüsselt gespeichert. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass das die offizielle
Meinung des CCC dazu war.
Die zweite Person ist Daniel Gultsch, der mit seiner Android App
Conversations und seinem
Compliance-Test
den Feature Reichtum nach oben geschraubt hat, sodass Jabber mit anderen Messengern nun gleichauf liegt. Maßgeblich durch seine Arbeit gibt es bei Jabber nun eine einfache Möglichkeit für Ende-zu-Ende Verschlüsselung (OMEMO), Bilder und
Videos zu verschicken, sowie für Audio- und Videoanrufe. Dazu kommt, dass mit XEP-357 die Unterstützung für Push Dienste verfügbar ist. Apps mussten nicht mehr im Hintergrund aktiv gehalten werden.
Was sich in den 15 Jahren negativ entwickelt hat, ist der Spam. Hier hilft leider nur blocken, was gleichzeitig dem Grundgedanken von Jabber - freie Kommunikation - widerspricht.
Anfragen von Behörden gab es in den 15 Jahren übrigens nur eine einzige (ich glaube BKA, bin mir aber nicht mehr sicher, war um 2006 rum). Diese auch nicht direkt an mich, sondern an
einen Geschäftspartner, der damals als Zone-C im Whois eingetragen war. Da das hier aber ein privates Projekt ist, war die Aussage "dann dürfen wir ja eh nicht anfragen" und damit erledigt.
Zum Schluss noch 15 Dinge, die es vor 15 Jahren noch nicht gab:
iPhone, MCU (Marvel Cinematic Universe), FullHD Fernseher, Angela Merkel als Bundeskanzlerin (knapp!), Twitter, Minecraft, LTE, kontaktloses Bezahlen, die Cloud,
Spotify, "Spielzeug"-Drohnen, Alexa, Bitcoin, 3D Drucker, StudiVZ.
15 Dinge, die es damals noch gab, hab ich auch zusammen bekommen:
Geocities, BTX, Novell, Toys'R'Us, Nokia 6310i, Altavista, HD-DVD, ISDN, MP3-Player, Windows XP, die CeBIT, E-Plus, Eröffnungsdatum 2011 für den BER,
AOL CDs, Videotheken.
Auf die nächsten 15 Jahre!
--- Chris